Thema: Wahrnehmung früher Hinweise auf Entwicklungsstörungen Referent : Frau Dr. Nantke
Der 2. Tag des Seminars mit dem Thema „Wahrnehmung früher Hinweise auf Entwicklungsstörungen“ war nicht berufsspezifisch ausgeschrieben, sondern richtete sich an alle Interessierten. So befanden sich unter den 53 Zuhörern unter anderem Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Erzieher,Lehrer , Hebammen und Ärzte. Das Ziel des Vortrages sollte den Seminarteilnehmern die Möglichkeiten der Diagnostik und frühen Interventionen bei Störungen der Entwicklung von Regulation, Beziehungsfähigkeit und des Verhaltens hinsichtlich des frühzeitigen differenzialdiagnostischen Erkennens der Entwicklung von ADHS, Autismus, geistiger Behinderung und Trauma aufzeigen.
Frau Dr. Nantke referierte ausführlich über die Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung des Säuglings. Dabei betonte sie die Wichtigkeit einer detaillierten Anamnese von Eltern und Kind. Schon hieraus ergeben sich die ersten Hinweise auf eine mögliche Entwicklungsstörung, kann z.B. die Mutter das Kind akzeptieren, es an sich drücken, kuscheln. Wie trägt die Mutter das Kind , wie sind Mimik, Stimme/Sprache der Mutter. Wie reagiert das Kind darauf? Anhand diverser Videoaufzeichnungen vertiefte Frau Dr. Nantke dann ihre Ausführungen und zeigte damit die ganze Bandbreite des angesprochenen Verhaltensspektrums auf.
Als nächstes behandelte sie das Thema „Risikofaktoren für die Entwicklung von Störungen der Bindungs-und Beziehungsfähigkeit und zwar beim Kind im Säuglingsalter, aber auch auf Seiten der Eltern“. Unsichere Eltern, Überstimulation, Partnerschaftsprobleme, eigene negative Kindheitserfahrungen, Geburtstrauma sind einige Beispiele für Risikofaktoren, die die Entwicklung in der Bindungs- und Beziehungsfähigkeit ungünstig beeinflussen können. Ungeduld, unangepasste Mimik und Ansprache der Bezugsperson begünstigen diese Entwicklungsstörung. Zu den Risikofaktoren des Kindes gehören z.B. Frühgeburt, Aufenthalt auf der Intensivstation, sensorische Integrationsstörungen, psychoszoziale Faktoren.Die Negativverarbeitung dieser Erlebnisse zeigt sich u.a. in fehlendem Blick- und Körperkontakt, fehlendem sozialem Lächeln/ Lautieren/ Beschäftigung. An ihrer Stoffpuppe demonstrierte Frau Dr. Nantke, mit welch einfachen Mitteln einer drohenden Bindungs-und Beziehugsstörung entgegengewirkt werden kann.
Der 2. Teil des Tages befasste sich mit den 4 Diagnosen : 1. ADHS 2. frühkindlicher Autismus 3. geistige Behinderung 4. Trauma. Bei allen vier Diagnosen zeigen sich bereits im 1. Lebensjahr typische Anzeichen, die es gilt wahrzunehmen, zu erkennen und einer Diagnose zu zuordnen. Anhand von diversen Videoaufzeichnungen verdeutlichte Frau Dr. Nantke die differentialdiagnostischen Auffälligkeiten im Bezug zu den Diagnosen und den Möglichkeiten der therapeutischen Intervention. In diesem Zusammenhang verwies sie auf das IntraActPlus- Konzept.
Mit viel Engagement und Begeisterung erzählte Frau Dr. Nantke aus ihrer täglichen Arbeit am SPZ Vivantes Klinikum Berlin-Friedrichshain. Ein interessanter und kurzweiliger Tag für die Zuhörer der verschiedenen Berufsgruppen, die mit diesem Vortrag sensibilisiert werden sollten, die Kinder nicht nur unter den jeweiligen berufsspezifischen Aspekten wahrzunehmen.
Die Einordnung der Frühsymtome in Diagnosen sollte jedoch erfahrenen “ Profis“ vorbehalten bleiben.
Barbara Dietz-Bischof